Erst Eisenlager, dann Parkhaus, jetzt Kirche – so sieht die „Karriere“ der Halle hinter dem Ergoldsbacher Rathaus aus. Für viele Ergoldsbacher unvorstellbar, sollte das Gebäude für die Dauer der Innenrenovierung der Pfarrkirche St. Peter & Paul in einen würdigen Gottesdienstraum umgestaltet werden. Seit Dienstag (07.04.) nun ist die „Park-Kirche“ fertig; seit Dienstag können sich die Gottesdienstbesucher selbst ein Bild davon machen, ob das Parkhaus den Namen „Park-Kirche“ verdient.
Kommt man von der Gumppenbergstraße her zum Eingang der Park-Kirche, würde man hinter der Holzwand und der doppelflügeligen Tür genau das erwarten, was das Schild darüber verkündet: „Parkgarage“. Betritt man die Halle, im Kopf Bilder von kahlen, hellen Wänden, dem Teerbelag und dem Flair einer Lagerhalle, ist man überrascht. Dezentes Grau an Wand und Boden, bunte Bilder und Richtung Bahnstrecke ein Altarraum, der stark dem in der Pfarrkirche ähnelt, sind die ersten Eindrücke. 300 orange-farbene Stühle aus dem Bestand der Goldbachhalle laden sauber aufgereiht zum Hinsetzen ein.
Aus dem Altarraum ertönen Stimmen, dann das Geräusch eines Akku-Schraubers. Pfarrer Stefan Anzinger und ein Vertreter der Akustik-Firma nehmen letzte Feinabstimmungen an der Lautsprecheranlage vor. „Nur für Lichttechnik und Akustik haben wir Firmen beauftragt, die restlichen Arbeiten führten viele Ehrenamtliche und Freiwillige unentgeltlich aus. Dafür bin ich sehr dankbar und stolz!“, strahlt der Geistliche. Bereitwillig erklärt er die Ausstattungsgegenstände: der Altar ist der Fronleichnams-Altar einer Ergoldsbacher Familie, der Tabernakel wird immer am Gründonnerstag gebraucht, und das Vortragekreuz wurde erst vor wenigen Monaten auf einem Speicher gefunden und liebevoll hergerichtet. „Von der Ausstattung wurde nichts neu angeschafft“, betont der Geistliche, „wir haben die Pfarrkirche ausgeräumt und teils frühere Ausstattungsgegenstände wieder verwendet.“ Der einzige Luxus ist der Teppich, ein Schnäppchen, das für warme Töne im Altarraum und für warme Füße bei den Gottesdienstbesuchern sorgt. „Leider sind die Stühle noch recht kalt. Hier wäre es gut, wenn sich die Leute einfach ein Sitzkissen mitbringen“, entschuldigt Pfarrer Anzinger die fehlende Sitzpolsterung. „Recycelt“ sind auch die Bilder an den Wänden, Misereor-Hungertücher vergangener Jahre, die für einen Farbtupfer und eine Optimierung der Akustik sorgen. Ebenfalls auffällig ist die Kreuzigungsgruppe hinter dem Altar. Das Original wird im Laufe der Woche in der Pfarrkirche abgenommen und in einer Fachwerkstatt gereinigt, in der Park-Kirche hängt eine auf Plane aufgezogene Reproduktion.
„Ich freu mich schon auf die ersten Messfeiern am Wochenende“, strahlt Pfarrer Anzinger. „Hier ist alles etwas näher beisammen, die Leute und auch die Orgel und der Chor.“ Die Kirchenmusik findet ihren Platz rechts neben dem Altar. Gegenüber dem Altar, gleich neben dem Eingang vom Rathaus her, wurde ein Ort der Marienverehrung geschaffen.
Einzig der sorgfältig abgehängte Bauzaun zwischen den beiden Eingängen erinnert an eine Baustelle. Dahinter verbirgt sich das Reich von Mesner Hans Limmer, die Sakristei, in der Mess- und Ministrantengewänder sowie Utensilien für die Messfeier aufbewahrt werden. Auch am Eingang wird noch gearbeitet, stellt Pfarrer Anzinger in Aussicht. „In Kürze schaut dieser Bereich dann aus wie das Portal unserer Pfarrkirche. Der gewohnte Anblick lädt hoffentlich viele zum Betreten der Park-Kirche ein!“
Die Park-Kirche ist zu den Messfeiern am Wochenende und bei den Gottesdiensten, Rosenkränzen und Vespern im Rahmen einer Beerdigung geöffnet. Zum stillen Gebet besteht den ganzen Tag über in der Agatha-Kirche Gelegenheit. Dort sind während der Renovierungsphase alle Werktagsgottesdienste und Taufen. Ganz außen vor ist auch die Pfarrkirche nicht: von dort ertönt das Glockengeläut, und der Turmeingang ist offen, nicht zuletzt, um durch ein Guckloch die Renovierungsarbeiten zu beobachten.