Weihbischof Dr. Josef Graf lieferte geistliche Impulse zum Heiligen Jahr

20.02.2016

Nicht ganz einfach war das Thema, das Weihbischof Dr. Josef Graf beim Dekanatstag in Rottenburg (am 12.02.) den vielen Pfarrgemeinderats- und Kirchenverwaltungsmitgliedern, den Geistlichen und pastoralen Mitarbeitern im vollbesetzten Pfarrheim näher zu bringen versuchte. Er beleuchtete verschiedene Aspekte zum „Heiligen Jahr der Barmherzigkeit“ und bot dazu geistliche Impulse.

„Mit dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit knüpft Papst Franziskus an die Arbeit seiner Vorgänger und an das zweite Vatikanum an“, begründete Weihbischof Graf die Grundausrichtung des Heiligen Jahres sowie die Aussage, dass das Kirchenoberhaupt die Barmherzigkeit nicht erfunden hat, sondern akzentuieren will. „Außerdem besteht ein Bezug zur eigenen Geschichte, schließlich lautet der Wahlspruch von Franziskus „Barmherzigkeit schenkend und erwählend“.“

Der Referent brachte eine Definition für „Barmherzigkeit“, bei der es um konkretes Tun gehe. Barmherzigkeit bedeute nämlich, für alle ein Herz zu haben. Papst Franziskus möchte, dass die Gläubigen, wie bereits beim Gottesdienst ausgeführt, noch mehr tun, um auf Gott zu schauen und ihn zu spüren, aber auch, um den Blick auf den Nächsten zu richten. Die enge Verbindung von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sowie die Tatsache, dass „zur Barmherzigkeit auch gehört, dass man Menschen zur Wahrhaftigkeit führt“, erklärte Weihbischof Graf anhand anschaulich erzählter Bibelstellen und persönlicher Erlebnisse, wobei er mit einem Augenzwinkern auch eigene Schwächen eingestand.

Der beste Weg, Gottes Barmherzigkeit und Liebe zu empfangen, sei die Beichte, griff Graf den Wunsch des Papstes, das Bußsakrament zu stärken, auf. „Dabei mutet Gott uns zu, die Wahrheit auszuhalten. Und außerdem dürfen wir den Blick auf die Gemeinschaft nicht verlieren, denn nur so ist eine innerlich Verwandlung durch Gottes Liebe und Barmherzigkeit möglich.“

Zum Abschluss seiner Ausführungen, bei denen nachvollziehbare Hintergrundinformationen, tiefes Theologiewissen, die Fähigkeit, persönliche Erfahrungen und auch Schwächen auszusprechen und der unerschütterliche Glaube an die Barmherzigkeit und Liebe Gottes viele Blickrichtungen auf das heilige Jahr der Barmherzigkeit ermöglichten, wünschte Weihbischof Graf allen, dass sie die Freude erleben, wenn „Werke der Barmherzigkeit aus uns raus kommen“.

Als Dekan Stefan Anzinger Dr. Graf mit Wein für seinen Besuch dankte, zeigte sich auf charmante Weise wieder, dass auch ein Weihbischof ein Mensch ist: „Ich nehme mir jedes Jahr vor, in der Fastenzeit keinen Alkohol zu trinken – aber ich hab’s noch nie geschafft!“ 

Text und Foto: Gerlinde Gahr