„Gott ist nicht halbherzig, er schenkt sich ganz!“

07.02.2020

„Gehen wir in die Mitte, schauen wir auf das Herz Jesu!“, lud Weihbischof Dr. Josef Graf beim Gottesdienst in der Pfarrkirche Ergoldsbach anlässlich des Dekanatstages (am 07.02.) seine Mitbrüder und pastoralen Mitarbeiter genauso ein, wie die Mitglieder der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen und die Gottesdienstbesucher.

Musikalisch übernahm die „Einladung zum Fest des Glaubens“ der Chor „Gleichgestimmt“ unter der Leitung von Doris Summer-Stadler, der mehrstimmig und instrumental untermalt Lieder wie „Wir mit dir – im Heute und im Morgen“ und „Es ist ein Schritt“ sangen.

Dass Gott die Menschen nicht verlässt, sondern sie und ihre Schuld erträgt, nach ihnen sucht und ihnen immer wieder nachgeht, erklärte Weihbischof Graf in seiner Predigt, die er ganz auf den Herz-Jesu-Freitag zugeschnitten hatte. Ausgehend von einem Graffiti an der Berliner Mauer „Schuld sind die Halbherzigen“ führte er aus: „In diesen Worten steckt eine große Weisheit: das äußere Verhalten kann man nur ändern, wenn ganz tief im Inneren angesetzt wird, also im Herzen, wo es ums Ganze geht, um die Mitte des Menschen!“ Bei der Herz-Jesu-Verehrung gehe es auch ums Ganze. Schließlich schenke sich Gott ganz, er zeige sich in Jesus, der in seiner Liebe bis zum Äußersten, bis zum Tod am Kreuz gegangen sei. Als Besonderheit im christlichen Glauben nannte Weihbischof Graf: „Wir Menschen suchen nach etwas Göttlichem – und Gott sucht nach uns schwachen Menschen! Gott will uns mit seiner Liebe anstecken, so dass auch wir den Menschen nachgehen.“

Kritisch blickte er auf die Missbrauchsfälle, die dazu geführt hätten, „dass unsere Kirche nicht mehr als eine Kirche der Liebenden gesehen wird“. Damit die Kirche wieder glaubwürdig werde, forderte er immer wieder Bekehrung und Neuanfang. Und das ist nur möglich, „wenn die Menschen spüren, dass der Kirche, dass uns etwas an ihnen liegt, dass sie uns am Herzen liegen, weil sie Gott am Herzen liegen“. Weil Jesu Liebe die Menschen erfassen und verwandeln möchte, bat er die Gottesdienstbesucher: „Machen wir uns auf den Weg, bekennen wir uns zu unserem Glauben in allen Lebenssituationen. Und lassen wir uns Jesu Liebe zu Herzen gehen und uns von ihr prägen!“

Was der Chor im abschließenden Lied „Stell dir vor, Gott is überall bei dir, stell dir vor, er verlassd di im Lebn gar nia!“ sang, konnten sich die Gottesdienstbesucher mit den Gedanken an das vor Liebe brennende Herz Jesu von ganzem Herzen, und nicht nur halbherzig vorstellen.

Text und Fotos: Gerlinde Gahr